Zur Zeit der frühen »Völkerkunde«, die im späten 19. Jahrhundert noch die Fächer der Ethnologie, Anthropologle und Urgeschichte umfasste, posierten Forschende gerne im Gewand ihres Untersuchungsgegen-stands. Sie waren beeinflusst von den Völkerschauen und Weltausstellungen der damaligen Zeit, an denen indigene Gruppen Ihre elgenen kulturellen Praktiken zur Aufführung brachten. Die Reinszenierungen der Anthropologie umfassten dabei kulturelle Praktiken von indigenen wie auch historischen Kulturen, die vor der Kamera zum Leben erweckt werden soliten. Im inszenierten Nacherleben des räumlich oder zeitlich »Anderen« am eigenen Leib meinte man, eine empirische Methode gefunden zu haben, auch das Innenleben der Beforschten begreifen zu können. Zudem erlaubten diese Selbstinszenierungen, die meist in Museen oder Fotostudios stattfanden, eine Dokumentation unter kontrollierten Bedingungen.